Lärmschutz an der Quelle
Um Lärmbelastungen zu reduzieren, ist es in der Regel am effektivsten und nützlichsten, den Lärm an der Quelle zu verringern. Im Falle von Strassenlärm können hierzu Massnahmen wie die Verwendung von lärmarmen Belägen (LAB) oder Geschwindigkeitsreduktionen eingesetzt werden. Allerdings reichen diese Einzelmassnahmen bei stark lärmbelasteten Standorten oft nicht aus, um die Lärmschutzvorgaben zu erreichen. Eine umfangreiche Messkampagne von G+P, die im Auftrag des BAFU durchgeführt wurde, zeigt, dass durch die Kombination dieser beiden Massnahmen eine noch stärkere Reduktion des Lärms erreicht werden kann, um die Bevölkerung effektiv vor übermässigem Strassenlärm zu schützen.
Nachweis der Wirksamkeit von lärmarmen Belägen UND Tempo 30
In Zusammenarbeit mit dem Kanton Aargau setzte G+P im Sommer 2020 an fünf Standorten ein einzigartiges Messkonzept um: Auf sorgfältig ausgewählten Strecken mit bestehendem SDA-Belag (= lärmarmer Belag) wurden über ein bis zwei Wochen umfangreiche Messungen der Lärmimmissionen, der Verkehrszusammensetzung und der effektiven Geschwindigkeiten durchgeführt. Dabei wurden über mindestens drei Tage hinweg die signalisierte Geschwindigkeit von 50 km/h auf 30 km/h gesenkt. Auf einer weiteren Strecke in der Stadt Luzern mit konventionellem Asphalt konnten dank einer ohnehin geplanten, dauerhaften Umsignalisation Referenzmessungen durchgeführt werden. So war es möglich, unter Echtbedingungen zu messen, welche Strassenlärmemissionen sich in der Praxis wirklich zeigen.
Basierend auf dieser verkehrsnormalisierten Datengrundlage entwickelten wir eine empirische Berechnungsmethode zur Abschätzung der Lärmwirkung einer Geschwindigkeitsreduktion auf ohnehin schon lärmarmen SDA-Belägen.
Abschätzung der Lärmwirkung mittels Nachschlagetabellen
Die Datenanalysen haben klar gezeigt: Die Wirkung ist stark abhängig von der effektiv gefahrenen Geschwindigkeit auf dem jeweiligen Strassenabschnitt sowie der Verkehrszusammensetzung. Im Schlussbericht bieten wir deshalb Nachschlagetabellen, welche auf einen Blick zeigen, welche Wirkung je nach Einflussfaktoren prognostiziert werden kann.
Werkzeug für die Praxis
Wird auf einem Strassenabschnitt eine übermässige Lärmbelastung festgestellt, kann mittels den entwickelten Werkzeugen ermittelt werden, wie gross die zu erwartende Lärmwirkung ist. So kann zur Wirkung eines lärmarmen Belages von 3 dB mittels einer Geschwindigkeitsreduktion von 50 auf 30 km/h zusätzlich eine Lärmreduktion von 2.3 dB ± 0.4 dB erwartet werden (N2-Anteil 6%). Im Vergleich zum Szenario ohne Lärmschutzmassnahme ist somit im obigen Beispiel eine Lärmreduktion von 5.3 dB möglich, was einer wahrgenommenen Reduktion des Verkehrsaufkommens von über 70 % entspricht.
Mit dieser, auf akustischen Langzeitmessungen basierten Studie ist der Grundstein für die Planung und den Einsatz von kombinierten Lärmschutzmassnahmen gelegt. Diese Massnahmenkombination von Temporeduktionen und LAB hilft die Lärmbelastung weiter zu reduzieren.
Auf dieser BAFU-Seite finden Sie weitere Informationen über unsere Studie zur Kombiwirkung von Geschwindigkeitsreduktion auf lärmarmen Belägen:
https://www.bafu.admin.ch/ - Massnahmen-gegen-Strassenlärm
Und über diesen Link können Sie den Bericht der Studie inkl. Nachschlagetabellen der Lärmwirkungen als PDF-Dokument herunterladen.
Schlussbericht - Kombiwirkung von Tempo 30 und LAB
Danksagung
Wir von Grolimund + Partner AG möchten uns beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) herzlich bedanken, dass wir diese spannende Studie durchführen durften. Zudem gilt unser Dank dem Tiefbauamt des Kantons Aargau, welches uns ermöglicht hat, dieses einzigartige Messkonzept unter Echtbedingungen umzusetzen.