Werden unsere Städte durch Elektrofahrzeuge leiser?

"Noise News International" (NNI) - eine in Lärmschutzfachkreisen weltweit viel beachtete Zeitschrift - druckte einen Artikel von uns. In diesem Artikel schreiben wir über die mögliche Entwicklung der Strassenlärmemissionen in innerstädtischen Gebieten aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung der Fahrzeugflotte. Grundlage für diesen Artikel waren mehrere Studien, die vom Aussenlärm-Team in Aarau und dem Forschung & Entwicklung-Team in Bern durchgeführt wurden.

Werden unsere Städte durch Elektrofahrzeuge leiser?
Werden unsere Städte durch Elektrofahrzeuge leiser?
Werden unsere Städte durch Elektrofahrzeuge leiser?

Hier gehts zum NNI-Artikel (auf Englisch):

https://noisenewsinternational.net
oder hier als PDF zum Herunterladen: NNI-Artikel
 

Nachfolgend sind die Einleitung und die Schlussfolgerung der NNI-Artikels auf Deutsch übersetzt:

Einleitung

"Die Elektromobilität gewinnt weltweit immer mehr an Bedeutung. Das Europäische Parlament und die Europäische Kommission haben in diesem Jahr offiziell ein Gesetz verabschiedet, das den Verkauf von neuen Benzin- und Dieselfahrzeugen in der Europäischen Union ab 2035 verbietet. Rechtsvorschriften wie diese werden die Umstellung auf Elektrofahrzeuge (E-Fahrzeuge) weiter beschleunigen. Während E-Fahrzeuge zahlreiche positive Auswirkungen auf die Umwelt haben, ist nur wenig über die Auswirkungen von E-Fahrzeugen auf die Lärmemissionen des Straßenverkehrs bekannt. Elektrofahrzeuge gelten im Allgemeinen als leiser als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren, da sie praktisch keine Motorgeräusche erzeugen. Die gesamten Lärmemissionen von Fahrzeugen sind jedoch nicht nur auf das Motorengeräusch zurückzuführen: Mehrere Studien zeigen, dass bei Personenkraftwagen das Reifen-/Fahrbahngeräusch bereits bei einer Geschwindigkeit von 15 bis 30 km/h dominiert. Unter Lärmschützer:innen und lärmgeplagten Anwohner:innen stellt sich nun die Frage nach den zu erwartenden Auswirkungen von der Elektrifizierung auf die Lärmemissionen in urbanen Gebieten. Systematische Vergleiche zwischen Elektrofahrzeugen und Verbrennungsfahrzeugen sind bisher kaum verfügbar. Daher versuchen wir hier eine erste Abschätzung der Lärmbelastung durch Elektrofahrzeuge in urbanen Gebieten auf der Grundlage einer begrenzten Vergleichsstudie und einer Reifenstatistik vorzunehmen."

[...]

Schlussfolgerung

"In diesem Artikel wurde auf der Grundlage einer begrenzten Vergleichsstudie versucht, den Einfluss der rasch voranschreitenden Elektrifizierung von Fahrzeugen auf die Lärmemissionen in städtischen Gebieten abzuschätzen. Die gute Nachricht für Anwohner ist, dass die in urbanen Gebieten üblichen Fahrszenarien "Beschleunigung" und "Stop & Go" deutlich geringere Lärmemissionen zu erwarten sind. Je nach dem vorherrschenden Fahrverhalten auf einem Straßenabschnitt und dem Straßenbelag sind Lärmminderungen von 0 bis maximal 5 dB zu erwarten. Je unruhiger das Fahrverhalten auf einem Straßenabschnitt ist und je leiser die Fahrbahn ist, desto größer ist die lärmmindernde Wirkung der Elektrifizierung. Die schlechte Nachricht hingegen ist, dass bei konstanter Fahrgeschwindigkeit keine signifikante Reduktion der Lärmemissionen für E-Fahrzeuge bei Geschwindigkeiten zwischen 20 und 60 km/h festgestellt werden konnte. Wenn man davon ausgeht, dass E-Fahrzeuge aufgrund ihres höheren Gewichts und Drehmoments tendenziell mit breiteren Reifen und höheren Lastindizes ausgestattet sind, muss man sogar mit einer leichten Zunahme der Lärmbelastung auf Straßen mit konstanter Fahrgeschwindigkeit rechnen. Es ist anzumerken, dass nur eine sehr kleine Stichprobe von EVs und CVs untersucht werden konnte. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die Veränderung der Geräuschemissionen infolge der Elektrifizierung von Fahrzeugen zuverlässig vorherzusagen. Darüber hinaus sollten in zukünftigen Studien auch andere Fahrzeugtypen, z. B. schwere Lkw, die Auswirkungen von AVAS sowie die Auswirkungen von E-Fahrzeugen auf das Hochgeschwindigkeitsstraßennetz untersucht werden."

 

Weitere Informationen:

ICSV-Paper 2023 "Noise emissions: What to expect from electric vehicles compared to combustion vehicles?"

 

Ähnliche Artikel

3D-Texturmessungen – Visuelles Verfahren zur Bestimmung der Oberflächeneigenschaften von Strassenbelägen

3D-Texturmessungen – Visuelles Verfahren zur Bestimmung der Oberflächeneigenschaften von Strassenbelägen

Lärmarme Strassenbeläge werden in der Schweiz als effektive Lärmschutzmassnahmen eingesetzt. Um die tatsächliche Wirkung von lärmarmen Strassenbelägen zu ermitteln, setzt G+P zahlreiche Messmethoden ein. Während die häufigsten Messmethoden die Eigenschaften von Strassenbelägen akustisch erfassen (z. B. mit Mikrofonen), können mit Hilfe von 3D-Texturmessungen die visuellen Eigenschaften von Strassenbelägen, welche für die Lärmentstehung relevant sind, gemessen und beurteilt werden. G+P führt seit 2022 solche 3D-Texturmessungen mit einem eigenen Photogrammetrie-Scanner durch.
Akustische Instandhaltung und Nachhaltigkeit von lärmarmen Strassenbelägen: Erkenntnisse von der INTER.NOISE 2024

Akustische Instandhaltung und Nachhaltigkeit von lärmarmen Strassenbelägen: Erkenntnisse von der INTER.NOISE 2024

Auf der INTER.NOISE 2024 in Nantes stellten wir zwei zentrale Vorträge vor. Der erste, in Zusammenarbeit mit G+P und Weibel AG, zeigte, wie Schleifen die Lebensdauer lärmarmer Strassenbeläge verlängert. Der zweite, gemeinsam mit G+P, HKP und E2, präsentierte die ökologischen Vorteile lärmarmen Belägen im Vergleich zu konventionellen Belägen.