Ein Restaurant im Sandwich - «es Ygchlemmt’s – bitte»
Mischnutzungen in Gebäuden führen immer zu gegensätzlichen Interessen. Ein Restaurant möchte selbstverständlich möglichst viel Freiheiten, insbesondere, was die Lärmemissionen angeht. Die BewohnerInnen der darüber und darunter liegenden Wohnungen hingegen wollen davor möglichst verschont bleiben. Standardlösungen gibt es für solche Fälle in der Regel nicht. In diesem Fall konnte nebst den, im wahrsten Sinne des Wortes, konstruktiven Wandlösungen auch mit dem Doppelbodenbauer eine gute und die Anforderungen erfüllende Lösung gefunden werden.
Die Herausforderung war dabei der Systemaufbau des Bodens insgesamt, der bauphysikalisch betrachtet eine längere Kette aus Masse- und Federelementen bildete. In den gängigen Modellen ist so etwas nur schwer bis gar nicht abbildbar. In einem empirischen Verfahren wurde - pragmatisch und zielführend - auf Probeflächen mit verschiedenen Materialkombinationen experimentiert und deren Lärmverhalten jeweils gemessen. Dank der Erfahrung sowie der Kooperation beider Fachplaner – Doppelbodenbauer und Bauphysiker – wurden die gegensätzlichen Interessen zur Zufriedenheit aller erfüllt.
Alles nur Fassade – oder doch nicht?
Nebst den Ausführungsdetails des Gebäudes selbst, ist auch die angebrachte Aussenfassade eine Quelle für eine geschossübergreifende Schallübertragung. Ob der unterschiedlichen Anforderungen bzw. Randbedingungen, konnte die Lösung für den Übergang zwischen den Wohnungen nicht für den Übergang vom und zum Restaurant umgesetzt werden. Das Anbringen zusätzlicher Vorsatzschalen war nötig, um eine akustische Optimierung zu erreichen und um den Anforderungen gerecht zu werden. Messungen haben gezeigt, dass die Lösung funktioniert.
Die Tücke steckt im Detail
Wohnungstüren - Schall ist wie Wasser, er sucht sich seinen Weg. Dort wo der Widerstand am geringsten ist und / oder die Bedingungen am besten sind, schlüpft er dann gnadenlos hindurch – zum Leidwesen der davor oder dahinterliegenden Opfer.
Die Wohnungseingangstüren lagen mit der vorgesehenen Lösung einer einfachen Fuge zwischen Wand und Tür zunächst ausserhalb der zulässigen Schallkriterien. Nach Anbringung einer zusätzlichen beidseitigen Kittfuge wurden die Sollwerte dann eingehalten – eine einfache, aber effiziente Massnahme.
Loggien - Für einmal zeigten die vorbeifahrenden Züge der naheliegenden Bahnlinie aus Umweltsicht auch ihre Schattenseiten. An den exponierten Seiten und Wohnungen, mussten deshalb spezielle Lärmschutzmassnahmen zur Einhaltung der zulässigen Grenzwerte vorgenommen werden. Die betroffenen Loggien wurden entsprechend mit einer schalldichten Brüstung – violettes Element im rechten Bild oben - versehen. Auch mit offenen Türen und Fenstern konnten damit die zulässigen Schall-Grenzwerte eingehalten werden.
Flächendarstellung Lärmbeurteilungspegel / Detaillösung Loggia
Schattenwurf - A propos Schattenseiten - auch die Schattenwurfbetrachtung des Gebäudes hat gezeigt, dass die BewohnerInnen der Gebäude in der «Abdeckung» nicht zu lange im Dunkeln sitzen. «Be gentle» - eine gute Nachbarschaft ist wie immer noch viel Wert.
Fazit: Vom Groben bis ins Detail – wir haben es im Blick.
Bei Grossprojekten sind oft übergeordnete Themenbereiche im Blick zu halten. Dabei darf aber die funktionierende Detaillösung und Umsetzung auf der Baustelle nicht aus den Augen verloren werden. Beides ist sowohl Grolimund + Partner als auch allen Projektbeteiligten gut gelungen.
Visualisierungen (Titelbild, Vorschau, Grundriss): Burkhard Meyer Architekten BSA