Die akustische Wirkung der Filz-Kronleuchter – vom Modell zur Realisation
Die in konzentrischen Kreisen angeordneten Filzbahnen sind der grosse Eyecatcher im neuen Ratssaal. Die Erfindung der Architekten löst und inszeniert die Beleuchtung und die Raumakustik und trägt zusätzlich die Lautsprecher für die Beschallung des Ratssaals. Doch wie wirkt Filz als Baumaterial in akustischer Hinsicht? Wie viel Filz soll eingesetzt werden, damit sich die akustische Wirkung des ganzen Saales optimal entfalten kann?
Da für den eingesetzten Filz keine Laborwerte vorlagen, wurde zur Überprüfung der Funktionsweise und Absorptionsleistung ein Modell der Konstruktion mit 5 m2 Filz erstellt. Dieses Modell wurde in einem Vorraum der Kirche aufgestellt. Damit ermittelte G+P mittels Nachhallzeit-Messungen dessen akustische Eigenschaften. Diese Messergebnisse wurden anschliessend für die Dimensionierung der akustisch wirksamen Flächen der Filz-Kronleuchter verwendet. Schlussendlich wurden allein bei den Deckenelementen ca. 280 m2 Filz verbaut.
Eine gute Raumakustik bedarf meist verschiedener Massnahmen
Damit die hohen Ansprüche an die Raumakustik erfüllt werden konnten, ist nicht nur die Grösse der absorbierenden Flächen selbst, sondern auch eine gezielte Verteilung im Raum entscheidend. Deshalb wurden weitere Massnahmen mit unterschiedlichen Materialien umgesetzt. Die grossen Fenster an der West- und Ostseite sind im unteren Teil mit Akustikvorhängen versehen worden. Zusätzlich zur schallabsorbierenden Wirkung lösen diese gleichzeitig auch den Blendschutz. In Querrichtung dazu sind vor die Wandflächen wiederum Filzbänder gespannt. Einen wichtigen Beitrag zur Bedämpfung des Raums leistet auch der Teppichboden, der über die Podesteinbauten mit den Arbeitsplätzen verlegt wurde. Dieser reduziert auch die Trittschallemissionen direkt an der Quelle.
Die architektonische Integration von raumakustischen Elementen: Eine Herausforderung
Dass trotz der notwendigen grossen Fläche der Absorptionselemente der Charakter des Raumes erhalten werden konnte, ist der Verdienst der Architekten. Sie haben den Spagat geschafft, mit einer sorgfältigen Materialwahl und der Inszenierung des Lichts eine unaufdringliche, nicht mehr sakrale aber dennoch feierliche Atmosphäre im Ratssaal zu erzeugen.
Neben der Raumakustik hat G+P auch zu den Themen sommerlicher und winterlicher Wärmeschutz wie auch bezüglich des Aussenlärms beraten. Durch den Wärmeschutz wird einer Überhitzung des Gebäudes während den Sommermonaten vorgebeugt und der Energieverbrauch für Heizanlagen während den Wintermonaten geringgehalten – bei gleichzeitiger Berücksichtigung eines angenehmen Innenraumklimas. Und damit sich die Nachbarn nicht durch den Betrieb gestört fühlen, berechnete G+P die Schalldämmung des Gebäudes und erbrachte die notwendigen Nachweise im Bewilligungsverfahren.
Durch diese Massnahmen schaffte G+P in Zusammenarbeit mit vielen anderen Beteiligten optimale Voraussetzungen für einen ungestörten und angenehmen Parlamentsbetrieb.